Gesunde Ernährung und Bewegung sind gut für Körper und Seele
Bundesfamilienministerin Dr. Ursula von der Leyen im Interview

(13.02.08) Dr. Ursula von der Leyen unterstützt »TigerKids«, das Präventionsprojekt der AOK und der Stiftung Kindergesundheit. Die Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend setzt sich dafür ein, dass Kinder ihren natürlichen Bewegungsdrang ausleben können. Warum Gesundheitsförderung schon im Kindergarten beginnen sollte und weshalb es so wichtig ist, dass die Eltern bei »TigerKids« mit einbezogen werden, erklärt die Ministerin im Interview mit dem AOK-Mediendienst.

Warum ist es wichtig, schon Kinder im Vorschulalter zu gesundem Essen und viel Bewegung zu motivieren?

von der Leyen: Gesunde Ernährung und ausreichende Bewegung sind ganz wichtige Faktoren für ein gesundes Aufwachsen unserer Kinder. Es gibt in Deutschland aber immer mehr Kinder, die zu dick sind. Allein in den vergangenen 20 Jahren hat sich der Anteil übergewichtiger Kinder und Jugendlicher um die Hälfte erhöht! Heute haben schon 15 Prozent der Drei- bis 17-Jährigen Übergewicht, ein Drittel davon ist sogar adipös, also so dick, dass schwere Gesundheitsrisiken bestehen.

Dazu kommt, dass Kinder, die schon früh Übergewicht haben, mit großer Wahrscheinlichkeit auch als Erwachsene zu dick sind – mit allen Gefahren und Folgen für die Gesundheit. Wir müssen deshalb dafür sorgen, dass Übergewicht möglichst gar nicht erst entsteht. Eigentlich ist das gar nicht so schwer: Kinder haben einen natürlichen Bewegungsdrang, sie haben unendlich viel Freude am Klettern, Rennen, Hüpfen und Toben.

Diese Bewegung macht nicht nur Spaß, sie ist auch sehr wichtig für die körperliche und geistige Entwicklung! Viele Kinder können heute diesen Drang aber nicht mehr ausleben und leiden unter Bewegungsmangel – anstatt auf dem Spielplatz zu toben oder auf Bäume zu klettern, sitzen sie stundenlang vor dem Fernseher oder dem Computer. Hier sind vor allem die Eltern gefordert, denn für Kinder sind die richtigen Vorbilder ganz entscheidend. Wichtig ist deshalb, dass die Familien Wert auf gesundes Essen legen, dass Eltern und Kinder möglichst zusammen und nicht etwa vor dem Fernseher essen, dass die Kinder zuschauen und mitmachen, wenn gekocht wird. So können sie von klein auf ein Gefühl für gesunde Ernährung entwickeln.

Warum ist es sinnvoll, für ein Präventionsprojekt das Setting Kindergarten zu wählen?

von der Leyen: Wir können die Prävention nicht nur allein den Eltern überlassen, sondern müssen die Gesundheitsförderung auch in den Bildungs- und Erziehungsauftrag der Kindertageseinrichtungen aufnehmen. Die Erzieherinnen und Erzieher dort haben großen Einfluss auf die Kinder, oft sind sie Vorbilder, die die Kinder nachahmen möchten. Die meisten Kindergärten bieten ein gemeinsames Mittagessen, oft auch ein Frühstück als Start in den Tag. Da kann den Kindern gezielt der Wert von gesunder Ernährung vermittelt werden.

Aus der gerade veröffentlichten „Nationalen Verzehrstudie“, aber auch aus dem Kinder- und Jugendgesundheitssurvey wissen wir, dass Übergewicht vor allem bei Kindern aus sozial benachteiligten Familien auftritt. Diese Kinder sind drei Mal so häufig adipös wie Kinder und Jugendliche aus anderen Familien. Offenbar sind viele dieser Eltern überfordert oder wissen nicht um die Gefahren, die von falscher Ernährung und zu wenig Bewegung ausgehen. Wenn wir diese Kinder erreichen wollen, müssen wir über die Kinderkrippen und -gärten gehen.

Bei »TigerKids« werden neben Erziehern auch die Eltern einbezogen – halten Sie das für richtig?

von der Leyen: Unbedingt! Wir wissen doch alle, wie wichtig das Vorbild der Eltern ist. Gerade wenn Kinder gesunde Essgewohnheiten und Freude an der Bewegung wieder entdecken wollen, muss das Elternhaus mitziehen. Wir sehen einfach, dass Kinder, deren Eltern dick sind, das höchste Risiko haben, ebenfalls dick zu werden. Prävention muss deshalb möglichst früh beginnen und alle einbeziehen.

Das Bewusstsein für gesunde Ernährung und genügend Bewegung muss daher in Kindertageseinrichtungen vermittelt, aber vor allem zu Hause gelebt werden. Es muss wieder selbstverständlich sein, dass Kinder herumtoben – möglichst an der frischen Luft – und dass sie lieber einen Apfel essen anstelle eines Schokoriegels. Wir müssen die Risiko-Familien stärker über gesunde Ernährung und die Bedeutung von ausreichender Bewegung informieren und vor allem überzeugen. Vernünftig essen und viel Bewegung tut nicht nur dem Körper, sondern auch der kleinen Seele gut!

Quelle: AOK-Mediendienst