KWS plant Freilandanbau von genmanipulierten Zuckerrüben
Relikte einer gescheiterten Technologie
Umweltinstitut München startet Online-Protestaktion

München, 7. Dezember – Erstmals seit 2002 ist in Deutschland wieder ein Freilandexperiment mit genmanipulierten Zuckerrüben geplant. Ein entsprechender Antrag der Planta GmbH, einer Tochter des deutschen Saatgutkonzerns KWS, liegt dem Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) vor. Der Versuch soll von 2008 bis 2011 an vier Standorten in Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen und Sachsen-Anhalt mit der transgenen Zuckerrübenlinie H7-1durchgeführt werden.

Die genmanipulierten Rüben, die bereits Mitte der 1990er Jahre entwickelt wurden, besitzen eine Resistenz gegen das Totalherbizid Roundup des US-Konzerns Monsanto. Aktuellen wissenschaftlichen Studien zufolge führt dieses Pestizid bei Amphibien zu hohen Todesraten und schädigt die menschliche Plazenta. Das Ziel der KWS, mit der Freisetzung den kommerziellen Anbau genmanipulierter Zuckerrüben in Deutschland und Europa auf den Weg zu bringen, ist nach Ansicht des Umweltinstituts München daher nicht zu verantworten. Das Institut fordert den Konzern auf, den Versuch zu stoppen. Andreas Bauer, Gentechnikexperte beim Umweltinstitut München: „Die Gen-Rüben der KWS sind eine Provokation für Verbraucher und Landwirte. Umweltschäden und die Steigerung des Pestizideinsatzes sind durch den Einsatz herbizidresistenter Gen-Pflanzen hinreichend dokumentiert. Trotzdem will die KWS diese Relikte einer gescheiterten Technologie auf den Markt bringen.“ Von herbizidresistenten Gen-Pflanzen profitiere nicht die Natur, sondern ausschließlich die Industrie, die sich damit den Absatz von Spritzmitteln und Saatgut im Kombipack sichere, so Bauer.

Auch die Biologie der Zuckerrübe verbietet nach Ansicht von Harald Nestler, Vorstand beim Umweltinstitut München, die von der KWS geplante Kommerzialisierung der genmanipulierten Pflanzen. Eine unkontrollierte Verbreitung sei vorprogrammiert, so Nestler. „Zuckerrüben können in zahlreiche verwandte Kulturpflanzen wie Mangold, Spinat oder Rote Beete einkreuzen. Die transgenen Pollen verbreiten sich über viele Kilometer hinweg.“ Zuckerrüben könnten zusätzlich langlebige Unkrautpopulationen bilden. Sollte die KWS den Versuch nicht freiwillig zurückziehen, müsse Landwirtschaftsminister Seehofer oder das BVL als zuständige Genehmigungsbehörde dem gefährlichen Experiment einen Riegel vorschieben.

Das Umweltinstitut München ruft alle Verbraucherinnen und Verbraucher auf, auf der Internetseite www.umweltinstitut.org/genruebe Protestmails gegen den geplanten Anbau der genmanipulierten Zuckerrüben an die KWS und Landwirtschaftsminister Seehofer zu schicken.

Quelle: Umweltinstitut München